Sonnenschutz

Ist das heute wieder heiß! Diesen Spruch hört man in den Sommermonaten hier mehrmals täglich. Dabei müssten sich die Einheimischen doch schon längst daran gewöhnt haben. Ja, das haben sie schon, aber die häufige Feststellung, dass es fast unerträglich heiß ist, heißt nur genauso viel wie: Ich mach jetzt mal Pause, oder: Zeit für ein Mittagsschläfchen, oder: Verschieben wir (was auch immer) auf morgen.

Man könnte auch sagen, dass die Ursache für die südländische Mentalität im heißen Klima liegt. So haben sich die Einheimischen nicht nur in ihrem Verhalten den klimatischen Bedingungen angepasst, sondern auch in ihrer Architektur. Schon immer wurden die Häuser – ganz gleich ob sie früher aus Feldsteinen gebaut wurden oder heute aus Beton – mit weißer Farbe getüncht, um die Strahlungen der Sonne zu reflektieren. Die dicken Mauern halten im Sommer die Räume kühl und im Winter warm. Jede Wohnung in den Städten ist mit Balkon oder Terrasse ausgestattet, die gleichzeitig eine Überdachung mit Markisen und Sonnensegeln erhalten. Alle übrigen Fenster verfügen über verdunkelnde Fensterläden und Jalousien.

Nur wenig ist dem Südländer heiliger als sein Mittagsschläfchen. Deshalb sind viele Geschäfte über Mittag geschlossen und dafür in den Abendstunden länger geöffnet. An Wohnhäusern sieht man alle Rollläden geschlossen, alle Baustellen verlassen, geduldig wartende Taxifahrer hat der Schlaf im Auto übermannt und manchen Beamten am Schreibtisch. Überall ist Ruhe eingekehrt. Selbst die Natur macht eine kleine Pause. Der Wind scheint sich zu legen, kein Vogel singt oder fliegt am Himmel und Hunde und Katzen sieht man im Schatten von Bäumen und Sträuchern friedlich schlummern. Das ist der instinktive Schutz vor der Sonne und der Hitze am Mittag.

Nur an den Orten und Plätzen, wo sich sonnenhungrige und erlebnisdurstige Urlauber tummeln, ist noch Leben. Unter bunten Sonnenschirmen aus wasserdichtem Baumwollstoff am Strand und in den romantisch von Sonnensegeln und Markisen überspannten Straßencafés sieht man jetzt kaum noch einen Einheimischen sitzen. Wer hier arbeitet, muss weiterhin die Wünsche der Gäste erfüllen, vielleicht in einem etwas langsameren Tempo.

Sind die heißen Mittagsstunden vorüber gehen alle erfrischt und ausgeruht zum zweiten Teil des Tagwerks über. Das ist dann meistens der längere und erfolgreichere Abschnitt. Denn erst am Abend erwachen die Straßen und Tavernen wieder richtig zum Leben. Man trifft sich mit Freunden abends um 10 zum gemeinsamen Abendessen und anschließendem Besuch einer Bar. Deshalb wird in den milden Sommernächten der Betrieb in Geschäften und Läden bis in die späten Abendstunden aufrechterhalten.